12. Kennenlerntreffen

Unser Kreuz

Vom 28. bis 30. September fand das zwölfte Kennenlerntreffen in Attendorn statt.

Wir waren zum ersten Mal dabei und sehr gespannt, was uns erwarten würde. Bisher kannten wir keine verwaisten Eltern persönlich. Im Zusammensein mit „normalen, kompletten“ Familien fühlten wir uns oft nicht dazugehörig.

In Attendorn begegneten wir nun Eltern, die Ähnliches erlebt hatten wie wir. Uns alle verbindet der Schmerz um den Tod unserer Kinder, daher war auch sofort ein Verstehen und große Nähe da.

Im geschützten Beieinander war Raum für unsere Kinder. Hier durften ihre Namen genannt werden. Wir konnten von ihnen erzählen, von ihrem Leben, ihrem Sterben, von unserer Sehnsucht, unserer Traurigkeit und unserer Liebe zu ihnen. Durch die große Verbundenheit in der Gruppe war es möglich sich zu öffnen, gemeinsam zu weinen aber auch zu lachen. Dies alles waren sehr intensive Momente.

Für den Samstag hatten Tina und Bodo den Bestatter, Trauerbegleiter und Gründer einer privaten Trauerakademie Fritz Roth eingeladen. Er beschreitet neue Wege im Bestattungswesen. Die Trauernden sind ihm sehr wichtig, deren Trauer nennt er Trauerliebe. Eine sehr treffende Bezeichnung, denn die Liebe endet ja nicht mit dem Tod. Der Vortrag von Fritz Roth hat dieses stimmige Wochenende zusätzlich bereichert.

Liebe Tina, lieber Bodo, liebe Ute, ihr habt uns ein großes Geschenk gemacht: ein Wochenende ganz nah mit unseren Kindern. Im Alltag bleibt oft nicht die Zeit, sich so intensiv mit ihnen zu beschäftigen, sie bewusst so nah und präsent bei sich zu haben.

In Attendorn war es uns möglich. Eingebettet in hilfreiche und tröstliche Rituale konnten wir mit unseren Kindern sein. Es war so wohltuend von ihnen zu erzählen, ihren Namen auszusprechen, um sie zu weinen – kostbare Tränen als Zeichen unserer Liebe…

Unseren Gefühlen konnten wir auch Ausdruck geben beim Bemalen eines Holzkreuzes, war doch das Kreuz Thema dieses zwölften Treffens.

Wir schickten Luftballons mit Botschaften an unsere Kinder in den Himmel, im Vertrauen darauf, dass sie ihr Ziel erreichen. Niemals zuvor spürten wir die Kraft, die von Musik ausgeht so stark, wie beim Hören und Singen der weltweiten Hymne aller verwaisten Eltern „Bridge Over Troubled Water“.

Nach diesen so intensiven Tagen reisten wir sehr erfüllt wieder nach Hause. Mit vielen greifbaren Dingen im Gepäck und dem Bewusstsein, nicht allein zu sein in der Trauer um ein verstorbenes Kind. An diesem Wochenende wurden bisher bloße Namen im Internet zu lebendigen Menschen, manche vielleicht auch zu Freunden…

Tina, Bodo und Ute, danke, dass ihr uns diese Erfahrungen geschenkt habt.

Yannis, wir danken dir von Herzen. Diese Tage in Attendorn hast du uns ermöglicht – weil du gelebt hast, weil es dich gab und immer noch gibt!

Sabina

Unsere Eltern:

Stehend: Uwe (Malte), Thomas (Tommi), Lilija (Christian), Denise (Kevin), Ina (Johanna), Doris (Laura Marie), Christian & Sabina (Daniel), Ursel & Michael (Michael Ulli)

Davor knieend: Ute (Jörg), Edith (Malte), Karin (Daniela), Edith (Tommi), Claudia (Hannah), Tina (Yannis), Anke (Thorsten), Conny (Anika)

Vielen Dank, liebe Sabina, für diesen sehr schönen Bericht über deine Eindrücke und Gefühle. Tina & Bodo

Alle Bilder © Copyright „Leben ohne Dich“