15. Kennenlerntreffen

Wandel

Ein paar Gedanken vorweg… von Brigitte und Paul

Es tut so weh… als sei es gestern gewesen.
Mit dem Verlust des Kindes stirbt unsere Zukunft!
Können wir das so sagen?
Hat man 1 Kind oder mehrere – welche Reaktionen entstehen im Schmerz, in der Trauer, bei der Mutter, beim Vater, Geschwister? Haben wir versagt?

Ein jeder trauert auf seine Weise, soll er auch und das darf er. Wann ist Trauer genug? Nach 1 Jahr, 5 oder 6 Jahren? Dürfen wir so denken? Nein – Betroffene nicht!!!

Wir müssen mit dem Verlust weiterleben, an unseren Partner denken – die weitere gemeinsame Zukunft anders gestalten.

Das ist mit Sicherheit der Wunsch unseres verstorbenen Kindes:

Ich bin bei euch, im Herzen,
ich begleite, beschütze euch,
ich bin nur auf der anderen Seite des Weges,
gebt eurem Leben einen neuen Sinn!


Hinter dem Schmerz liegt der innere Frieden = Trauer im Wandel – Neubeginn.

Diese und weitere Themen begleiteten uns an diesem Wochenende.

Endlich war es wieder so weit. Das 15. Kennenlerntreffen stand bevor und wir waren zum dritten Mal dabei. Aus ganz Deutschland haben sich betroffene Mütter und Väter auf den Weg gemacht, nach Attendorn, um sich miteinander auszutauschen und ein Wochenende mit viel Nähe zu unseren Kindern zu verbringen.

Schon beim Betreten des Gebäudes hörten wir Stimmen aus dem Untergeschoss und die Spannung wuchs: Wer wird diesmal dabei sein? Nach der Begrüßung vieler bekannter und neuer Gesichter ging es erst einmal zum Abendessen.

Um 19:30 Uhr war es so weit. Der liebevoll vorbereitete Gruppenraum wurde geöffnet.

Kerzen, Blumen, alles wunderschön gestaltet. In der Mitte des Raumes ein Tuch mit einer großen Kerze und rundherum Sonnenstrahlen mit den Namen unserer Kinder. Wir stellen noch ein Bild und eine Kerze dazu, nehmen im großen Stuhlkreis Platz.

Tina und Bodo begrüßen uns nun noch einmal. Sie beginnt mit der Vorstellungsrunde. Ein Meditationsstein wird weiter gegeben, nacheinander erzählt jeder Teilnehmer ein wenig von seinem Schicksal und im Anschluss entzündet ein Elternteil die Kerze vor dem Bild und Sonnenstrahl des Kindes.

Am Ende ist der Raum erleuchtet – wir haben das Gefühl – unsere Kinder sind im inneren Kreis. Bodo liest uns die Geschichte von der Traurigkeit. Die ersten Hürden sind geschafft und der gemütliche Teil des Abends kann beginnen.

Das Kaminzimmer war frei und wurde von uns eingenommen. Ich versuchte ein Feuer zu entzünden, mit dem Erfolg, dass meine Augen tränten, verlies den Raum. Man sollte doch besser die Klappe aufmachen!!! Klaus zeigte: so sieht ein Feuer aus!!!! Grins, ein befreiendes Lächeln folgte.

Die Zeit verging bei vielen Gesprächen und Knabbereien wie im Fluge.

Am nächsten Morgen beim Frühstück waren alle noch müde, aber um 9 Uhr ging es in unserem Raum weiter. Eine Befindlichkeitsrunde eröffnet den Tag. Uns geht es gut, wir fühlen sehr wohl in diesem Kreis.

Durch den Kontakt zu Betroffenen haben wir gelernt, dass die Trauer ein Teil von uns ist, Dirk wird immer fehlen. Rituale ziehen sich durch das Wochenende, es tut gut, den Namen unseres Sohnes ohne Scheu auszusprechen und wieder zu hören. Viel Nähe zu Dirk fühlen wir in diesen Stunden.

Schnell ist die Zeit bis zum Mittag vorüber. Nach dem gemeinsamen Essen ist Freizeit angesagt, mit einer kleinen Gruppe laufen wir zum Biggesee.

Für den Nachmittag gab es einen Überraschungsgast, Birgitta Korth von Tabu. Mit Ruhe und Gelassenheit führte sie uns durch individuelle Spielarten des Psychodramas. Besonders den „Zauberladen“ veranschaulichte sie mit Witz und Charme, wo ein jeder sich Hilfe holen konnte.

Nach dem Abendessen ging es wieder in das Kaminzimmer, dies Mal ohne zu räuchern.

Am nächsten Morgen kommt bei uns schon Wehmut auf, die Trennung von all diesen lieben Menschen.

Nach einem gemütlichen Frühstück sind wir in unserem Raum. Nach der Befindlichkeitsrunde geht es an den Kreativteil.

Wir bemalen Tassen und müssen sie dann zerschlagen. Eine Scherbe geben wir ab, um nun alles wieder zusammen zu fügen. Keine leichte Aufgabe.

Zurück in unserem Raum geben die mit Gas befüllten Luftballons ein tolles Bild ab.

Überrascht sind wir, die Namen unserer Kinder im Schmetterlingsalphabet zu lesen. Bodo erklärte uns wie dieses Alphabet zustande kam, ein bleibendes Andenken.

Wir befestigen an die Ballons Karten mit Wünschen und Grüssen an unsere Kinder. Nach einem kurzen Weg zum Ballonacker lassen wir sie mit Wehmut in den Himmel steigen.

Die Abschiedsrunde mit der weltweiten Hymne der verwaisten Eltern „Bridge Over Troubled Water“ lässt viele Emotionen frei.

Nach diesem Wochenende wurde uns wieder einmal klar, dass der Weg mit „Leben ohne Dich“ für uns der richtige ist.

Danke Tina, Ute und Bodo für alles was ihr für diese Gemeinschaft an Arbeit und Mühe aufbringt.

Danke Horst für die tolle Fotostory – ein bleibendes Andenken.

Unsere Eltern mit den Namen unserer Kinder:

Stehend: Kerstin (Erik), Ernst (Nicole), Carmen (Alexander), Birgitta, Gitti (Steffen), Klaus (Kevin), Willi (Inken), Susanne (Kevin), Paul (Dirk), Ingrid (Susi) Edith (Tommi), Rudolf (Steffen), Thomas (Tommi), Ute (Jörg), Ursel & Michael (Michael Ulli), Brigitte (Dirk), Tina (Yannis)
Knieend: Josette (Nicole), Karin (Karsten), Petra (Anja), Anke (Thorsten), Christa (Inken), Marita & Horst (Stephanie)

Liebe Brigitte, lieber Paul: Ganz herzlichen Dank für diesen sehr schönen Bericht! Tina, Ute & Bodo

Alle Bilder © Copyright „Leben ohne Dich“